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Leseprobe (1) aus "Yasudas Go"

Herzlichen Dank an Gunnar Dickfeld vom Brett und Stein Verlag für das freundliche zur Verfügung Stellen dieses tollen Erfahrungsberichts einen Lehrerin aus dem Buch "Yasudas Go - Kommunikation durch Spiel. Atari Go in Pädagogik und Therapie", Brett und Stein Verlag.

Ein Erfahrungsbericht von Hinata Daigo, Lehrer an der Sakataer Schule für Hörgeschädigte

Seite 50/51, Yasudas Go - Kommunikation durch Spiel. Atari-Go in Pädagogik und Therapie

 

Herr Yasuda kam im März 1997 an unsere Schule. Ich wusste nicht recht, was ich zu erwarten hatte, da ich über Go nichts wusste. Die Regel „Umschließen, um zu fangen” war aber recht einfach, und unsere Kinder waren im Nu begeistert dabei, Go zu spielen.

In meiner Klasse gab es einen Jungen, der in seinem Gesicht keinerlei Emotionen erkennen ließ. Wir begannen damit, zum Einstieg in den Tag jeden Morgen fünf Minuten Go zu spielen. Mit der Zeit konnte man an seinem Gesicht ablesen, ob er gewann oder verlor. Bis dahin hatte er nie etwas aus eigenem Antrieb getan; heute tut er das, und er weiß seine Gefühle auszudrücken.

Wenn die Lehrerinnen und Lehrer mit den Kindern Go spielen, dann gibt es dabei kein „Lehrer-Schüler”-Verhältnis, sondern wir alle spielen miteinander ernsthaft und auf gleicher Ebene. Es zählt zu den Vorzügen von Go, dass man sich auf eine natürliche Art seines Gegners bewusst ist und dass man ohne Worte miteinander kommuniziert. Wir stellen überall dort, wo unsere Kinder sich gewöhnlich aufhalten, Go-Sets bereit, wie etwa in Gängen oder am Eingang der Turnhalle, damit die Kinder in den Pausen oder nach der Schule jederzeit Go spielen können. Wir haben auch Treffen zum Austausch mit Kindern an anderen Schulen sowie einige mit der lokalen Bevölkerung organisiert. Die Kinder an unserer Schule erklärten die Regeln und stellten sich für Partien zur Verfügung. Diese Austausche haben mich davon überzeugt, dass die hörge­schädigten Kinder gelernt haben, mit Normalhörenden auf Augenhöhe zu interagieren. Go wird ihnen zweifellos als Werk­zeug dienen, um gute Beziehungen zu anderen aufzubauen und um Selbstbewusstsein zu erwerben, wenn sie sich in der Zukunft in der Gesellschaft bewegen.

Beim Spielen treffen die Kinder schnelle Entscheidungen über den nächsten Zug. Sie stellen sich die Frage, welcher Zug der beste ist, und sie entscheiden selbst. Für die, die sonst nur nachahmen, was die Anderen tun, und die nicht in der Lage sind, Initiative zu übernehmen, ist dies eine gute Erfahrung. Ich glaube, dass die Kinder dadurch auch an Selbstvertrauen gewinnen, was andere Bereiche ihres Lebens angeht, um selbst zu urteilen und von sich aus zu handeln.

Unsere Arbeit folgt aktuell dem Prinzip, die Kinder dahingehend zu erziehen, dass sie ihr Leben meistern und ihre Hörbehinderung überwinden. Wir Lehrerinnen und Lehrer sind allesamt zur Auffassung gelangt, dass Go eine Trumpfkarte darstellt, wenn es darum geht, dass die hörgeschädigten Kinder in ihrer Zukunft ein erfülltes und zufriedenes Leben führen können.

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