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Leseprobe (2) aus "Yasudas Go"

Herzlichen Dank an Gunnar Dickfeld vom Brett und Stein Verlag für das freundliche zur Verfügung Stellen dieses Praxisberichts eines Go-Programms aus den USA - erschienen im Buch "Yasudas Go - Kommunikation durch Spiel. Atari Go in Pädagogik und Therapie", Brett und Stein Verlag.

- in den USA

Seite 78/79, Yasudas Go - Kommunikation durch Spiel. Atari-Go in Pädagogik und Therapie

 

Dr. William Cobb lebt in Virginia, wo er sein eigenes Go-Pro­gramm betreibt. Er unterrichtet an der Universität Philosophie und bemüht sich daneben um die Verbreitung von Go in den USA. Als Dr. Cobb im Februar und März 1998 nach Japan kam, hatten wir Gelegenheit, gemeinsam einige Schulen zu besuchen. Nach seiner Rückkehr in die USA begann Dr. Cobb an dortigen Schulen Go zu unterrichten. Er hatte den Eindruck gewonnen, die einfache Variante des Atari-Go könne dabei hilfreich sein, das Go-Spiel unter Kindern zu verbreiten. Überall auf der Welt freut man sich darüber, wenn man aus eigener Kraft einen Stein gefangen hat. Dr. Cobb macht jedes Jahr Hunderte von Kindern mit Go bekannt, und es war für ihn überraschend, in den USA dasselbe Phänomen zu beobachten wie in Japan. In den USA gibt es an Schulen diverse Probleme, die vor allem daraus resultieren, dass es sich dabei um eine multikulturelle Gesellschaft handelt, wodurch sich immer wieder Schwierigkeiten der Verständigung ergeben. Diese können wiederum die Hem­mung der Entwicklung emotionaler Kontrolle zur Folge haben. Dr. Cobb erzählte mir, dass betroffene Kinder oft ruhig werden, nachdem sie damit begonnen haben, Go zu spielen, und auch besser mit anderen zurechtkommen. Auch ihre schulischen Leistungen bessern sich.

Eine der von Dr. Cobb besuchten Schulen war die Thompson Middle School in Richmond, Virginia, an der über neunzig Prozent der Schülerinnen und Schüler afroamerikanisch sind. Diese Schule führte eine Studie zu den Auswirkungen des Lernens von Go auf ihre Schülerinnen und Schüler durch. Im Jahr 1997 spielten zwei sechste Klassen das ganze Schuljahr über einmal pro Woche Go. Die Schule beschloss, in ihrer Studie diese Klassen mit anderen zu vergleichen, in denen nicht Go gespielt wurde. Sie zogen dabei sieben Punkte in Betracht, darunter die Fähigkeit zur selbständigen Problemlösung, wissenschaftliche Denkweise, Verbesserung in Mathematik und die Interaktion mit Anderen. Die Kinder in den Go-Klassen schnitten durchgehend besser ab als die übrigen, vor allem was die Fähigkeit bertraf, selbständig ein Problem zu lösen, was zuvor eine besondere Schwäche darstellte. Andere Schulen berichteten von ähnlichen Effekten. Während sich diese Berichte auf schulische Fortschritte konzentrieren, weist Dr. Cobb darauf hin, dass sich auch anderweitig Verbesserungen ergaben.

Die allererste Gruppe, die Dr. Cobb an einer Schule unterrichtete, war eine Gruppe von Vierzehnjährigen, die Verhaltensprobleme zeigten und oft nicht in der Schule erschienen. Von ihrem Ruf war ihm nichts bekannt, als er sie zu unterrichten begann, und er war daher nicht überrascht, dass sie sich bei ihm immer einfanden, während der Sitzungen ruhig dasaßen und sich auf ihr Spiel konzentrierten. Aber dem Schulpersonal fiel es auf. Der Rektor kam in die Klasse, nur um zu sehen, was diesen Wandel in den Jugendlichen ausgelöst hatte. Außerdem lud er Eltern ein, am Unter­richt teilzunehmen, die sehen wollten, was da einen solchen Einfluss auf ihre Kinder hatte.

Allgemein schneiden Schülerinnen und Schüler, die Go gelernt haben, danach besser in Tests ab und profitieren auch von besseren sozialen und emotionalen Kompetenzen. Heute gibt es in den USA viele Schulen mit Atari-Go-Programmen.

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